Artikelreihe Telemedizin

Artikel 2: Schlaganfall

Mit nur 46 Jahren erleidet Gerhard einen Schlaganfall. Männer seines Alters gehören rein statistisch nicht zur klassischen Risikogruppe – vorausgesetzt, sie ernähren sich ausgewogen und gesund, bewegen sich viel, treiben Sport und rauchen wie Gerhard nicht, oder nur in Maßen. Das Gros männlicher Schlaganfallpatienten ist um die 65 bis 70 Jahre alt.

Ein Schlaganfall oder auch Hirnschlag zählt mit zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Er tritt urplötzlich auf. Die Nervenzellen werden dabei nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und zumindest eine nachhaltige körperliche oder geistige Beeinträchtigung oder Behinderung kann seine Folge sein. Rasches Handeln ist daher gefragt und Betroffene sollten umgehend in einer Klinik, idealerweise eine mit einer speziellen Station für Schlaganfälle – einer „stroke unit“ – versorgt werden.

Lähmungserscheinungen, plötzlicher Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, Seh- oder Sprechstörungen, aber auch starke Kopfschmerzen sind nur einige der Warnsignale, die auf einen Schlaganfall hindeuten. Bei Gerhard sind es Taubheitsgefühle in seiner rechten Körperhälfte, die ihn aufschrecken und sofort den Notarzt rufen ließen. Das nächst gelegene Krankenhaus, in das er eingeliefert wird, verfügt zwar über keine eigene Schlaganfallstation, ist jedoch per Videokonferenzanlage mit einer stroke unit in einer mehr als 50 Kilometer entfernten Klinik verbunden. 

Regionale oder überregional zertifizierte stroke units sind mittlerweile flächendeckend quer über das gesamte Bundesgebiet verteilt, decken jedoch bei weitem nicht den gesamten ländlichen Raum ab. Kliniken können sich behelfen, indem sie telemedizinische Einrichtungen wie eben eine Videoanlage installieren, über die ein Telekonsil mit den dortigen ärztlichen Experten erfolgen kann. In Gerhard’s Fall ist es großes Glück, dass ihn der Facharzt aus dem Schlaganfallzentrum sehr schnell und dezidiert befragen kann und nach weiteren Untersuchungen seinen Schlaganfall eindeutig diagnostiziert. Gerhard wird umgehend eine Thrombolyse-Therapie verordnet, die ihm hilft, zu genesen.

Gerhards Indikation ist beileibe kein Einzelfall. Dank des Einsatzes telemedizinischer Technologien konnten allein in Süd-Ost-Bayern in den Schlaganfallzentren München-Harlaching und der Universitätsklinik Regensburg seit 2002 über 42.000 Beratungskonsile durchgeführt werden (Projekt TEMPiS, Stand 2017). 

Die telemedizinische Beratung trägt dazu bei, dass sowohl die Ursachen, als auch die verschiedenen Schlaganfallvarianten frühzeitig erkannt und behandelt werden können.

Weitere Projekte, die sich mit diesem Thema befassen, sind:

NEVAS – Neurovaskuläres Versorgungswerk Südwestbayern
TESS – Telemedizin in der Schlaganfallversorgung Schwaben
TESAURUS – Telemedizin und Schlaganfallversorgung in der Augsburger Region und Südwest-Bayern
STENO – Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern
TRANSIT Stroke Transregionales Netzwerk für Schlaganfallintervention mit Telemedizin

Bei weiteren Fragen steht Ihnen das Team der TÜV SÜD Akademie und der Bayerischen TelemedAllianz sehr gerne zur Verfügung.